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Drei Dohlenpaare erobern den Kirchturm in Unterhaus
Ein visionäres Projekt zwischen evangelischer Kirche Unterhaus, Denkmalschutz, Birdlife Kärnten und Jagdreferat der Marktgemeinde Seeboden.
Bereits seit Oktober vielen der Frau Pfarrerin Sen. Dagmar Wagner-Rauca in ihrer evangelischen Kirche in Unterhaus neue Gäste auf, welche sich im Bereich des Kirchturms aufhielten. Im ersten Moment hielt man die Neuankömmlinge als Rabenkrähen. Doch als im März die Balz mit markanten Rufen begann und in Folge auch Äste als Nistmaterial herbeigeschafft wurden, beobachtete die Pfarrerin die Rabenvögel näher und bemerkt, dass es sich um Dohlen handeln könnte.
Drei Pärchen sammelten sich um den Kirchturm und nutzten die Öffnungen der Kirchenuhren als Zugang in den Kirchturm. Das Ziffernblatt wurde erst im Vorjahr neu gemalt, die Vögel sitzen mit Vorliebe auf den Zeigern und gefährden mit ihren Exkrementen das neu gemalte Ziffernblatt. Am 20. März wandte sie sich an das Gemeindeamt der Marktgemeinde Seeboden und fragte nach, ob ihr diesbezüglich jemand Rat oder Hilfe anbieten könnte. Jagdreferent und Hobbyornithologe Horst Zwischenberger machte sich gemeinsam mit Bernhard Huber von Birdlife Oberkärnten auf den Weg nah Unterhaus. Die Überraschung war groß, tatsächlich konnte der 1. Nistversuch von den Dohlen im Bezirk Spittal bestätigt werden. Die Dohlen Population ist stark im Abnehmen, daher wurde die Vogelart im Jahre 2012 zum Vogel des Jahres gewählt.
Mittlerweile hat man gemeinsam mit Andreas Kleewein von Birdlife Kärnten, Herrn Jürgen Moravi vom Denkmalschutzamt und der Firma Berger aus Osttirol einen Lösungsvorschlag ausgearbeitet damit die Dohlen bleiben können und Schäden an der Kirche bestmöglich vermieden werden können.
Birdlife Kärnten übernahm die Materialkosten, der Tischler Gustav Schwaiger aus Obermillstatt baute spezielle Nistkästen aus Holz für die Höhlenbrüter, welche im Kirchturm durch Bernhard Huber sen. und jun., Ulrich Mößlacher und Horst Zwischenberger montiert wurden. Die Zugänge über das Uhrgestänge wurden verschlossen und man hofft, dass die Dohlen den Zugang über die Fenster im Turm annehmen.
Somit sollen die Dohlen in dieser Brutsaison ihren `geliebten Kirchturm` in Unterhaus behalten können.
Allgemeines:
Die "gemeine" Dohle im Volksmund auch Turmdohle genannt gehört zur Familie der Rabenvögel (Alpendohle, Tannenhäher, Eichelhäher, Elster, Rabenkrähe, Nebelkrähe, Saatkrähe, Alpenkrähe und Kolkrabe) und ist ebenso ein Singvogel.
Wie ihre Kollegen - den Aaskrähen können sie sich menschliche Gesichter merken und Erfahrung mit einzelnen Menschen an Kollegen weitergeben.
Die grauschwarze Kopfzeichnung und hellgraublaue Iris sind unverkennbare Merkmale. Sie wiegt auf oberkärntnerisch gesagt ca. 1 Packerl Butter. In der freien Natur sind sie Höhlenbrüter und nutzen Spechthöhlen und Felsnischen. Hauptsächlich ist das Vorkommen der Vögel in offenen Flächen bis zu einer Seehöhe von 500m. Sie sind Kolonienbrüter und Teilzieher sowie Allesfresser. Daher waren die Brutnachweise bisweilen max. bis Weißenstein/Paternion bekannt. In Kärnten wird mit Hilfe von Birdlife versucht den Dohlen Brutmöglichkeiten in Form von Nistkästen anzubieten und damit Schäden an Gebäuden abzuwenden.
Foto: Bernhard Huber
Text: Horst Zwischenberger